Abfallwirtschaft

Abfall entsteht durch Menschen

Anders als unsere Gesellschaft kennt die Natur keinen Abfall. Sie organisiert sich vollständig als Kreislauf. Jeder Stoff zersetzt sich und wird zum Ausgangspunkt für neues Leben.

Mit den Rohstoffen und Produkten, die wir Menschen nutzen, arbeiten wir bisher nur teilweise in einem Kreislauf. Trotz massiver Fortschritte in den letzten 30 Jahren gilt immer noch: Was wir nicht mehr brauchen, wird zu Abfall. Abfälle, die weder direkt noch durch Verbrennung verwertet werden können, müssen entsorgt werden. Sie verschwinden nicht einfach, sondern landen dauerhaft auf einer Deponie.

In gemeinsamer Verantwortung

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Jede und jeder Einzelne trägt zur Gesamtmenge an Abfall bei, weshalb die Thematik auch uns alle betrifft. Der Umgang mit Rohstoffen, mit gebrauchten Stoffen und mit unserem knappen Grund und Boden ist unsere gemeinsame Verantwortung. Mit unserem Konsumverhalten und unserem Lebensstil können wir die Abfallmenge, aber auch die Art und die Verwertbarkeit von Abfällen beeinflussen.

Der beste Abfall ist jener, der gar nicht erst entsteht. Unvermeidbarer Abfall muss im Rahmen der technischen Möglichkeiten verwertet werden, sodass die Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden können. Unsere Ressourcen sind begrenzt. Ein schonender und nachhaltiger Umgang mit ihnen ist eine gesellschaftliche Aufgabe und auch eine Pflicht im Hinblick auf kommende Generationen.

Ein Thema mit Geschichte

Noch vor rund 100 Jahren existierte keine eigentliche Abfallentsorgung. Einerseits fielen aufgrund der Lebensweise kaum Abfälle an. Andererseits waren diese aus organischem (Holz, Leder etc.) oder mineralischem (zum Beispiel Ton) Material und somit unschädlich für die Umwelt. Sie wurden ausserhalb der Siedlungen oder im Bereich von Fliessgewässern abgelagert. Erste Probleme durch den Umgang mit Abfällen und Abwässern wurden als reines Hygieneproblem wahrgenommen. Das Wirtschaftswunder der 1950er Jahre führte allmählich auch zu einem «Abfallwunder». Die Industrialisierung ging mit einer ungeordneten Entsorgung von Abfällen einher.


Übergang zu einer Abfallwirtschaft mit System

In den 1960er Jahren gab es erste Ansätze für eine kontrollierte Abfallbeseitigung. Der wachsende Wohlstand in den 70er Jahren und die Konsumgesellschaft führten zu einer regelrechten Abfalllawine. Auf diese Zeit gehen viele belastete Standorte zurück. Sie sind heute systematisch erfasst und müssen teilweise überwacht oder gar unter grosser Kostenfolge saniert (Altlasten) werden.

In den 70er und 80er Jahren traten erste Umwelt- und Abfallgesetze in Kraft. Ab den 1980er Jahren wurde der ungeordneten Beseitigung von Abfällen ein Ende gesetzt, indem sich Sammelsysteme, Recyclingprozesse und Abfallbehandlungsanlagen zu etablieren begannen. Etwa seit dem Beginn des neuen Jahrtausends besteht die «heutige» Abfallwirtschaft.


Das Schonen von Ressourcen als aktuelle Herausforderung

Doch auch unser aktueller Umgang mit Abfällen ist noch zu wenig auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen ausgerichtet. Im Zentrum steht die Entsorgung der Abfälle, nicht deren Vermeidung oder Verwertung. Diesbezüglich stehen wir vor grossen Herausforderungen. Die Abfallwirtschaft muss in eine Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft transformiert werden. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems ist erforderlich. Dies zeigt sich nicht nur, aber auch in Bezug auf die Bauabfälle. Dort wird einiges bereits gemacht – aber einiges mehr ist möglich und notwendig.