Abfälle

Abfälle unterschied­licher Herkunft

In der Schweiz fallen jährlich 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfälle an. Mit rund 84 Prozent den grössten Anteil verursachen die Bauabfälle, darunter unverschmutztes Aushubmaterial (65 Prozent) und Rückbaustoffe (19 Prozent). Aufgrund ihres hohen Lebensstandards produziert die Schweiz jährlich aber auch 6 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Mit 716 Kilo pro Person und Jahr entspricht dies weltweit einem der höchsten Werte. Davon werden etwas mehr als die Hälfte verwertet. Weitere bedeutende Abfälle sind pflanzlicher, tierischer oder mikrobieller Herkunft (biogene Abfälle) sowie Sonderabfälle oder Klärschlamm als trockene Substanz.

Die Spalte «Verwertungsquote» in der folgenden Tabelle zeigt den Anteil des verwerteten Abfalls an seinem Gesamtaufkommen, typischerweise in Prozenten ausgedrückt.

AnteilMengeVerwertungsquote
Bauabfälle84,0 %74,0 Mio. Tonnen70-75 %
Beim Bau und Rückbau von Bauwerken und Infrastruktur fällt die grösste Menge an Abfall an. Es handelt sich hauptsächlich um mineralische Materialien, bei­spielsweise Beton, Backsteine, Ziegel oder Asphalt. Ein Einfamilienhaus mit 130 Quadratmetern Wohnfläche bzw. mit vier bis fünf Zimmern ergibt beim Rückbau rund 400 Tonnen Bauabfall, was dem Gewicht von rund 36 Autobussen entspricht. Werden die Materialien beim Rückbau fachgerecht getrennt, lassen sie sich zu Recycling-Baustoffen aufbereiten und zu einem erheblichen Teil erneut verwenden. Dadurch können Ressourcen und Deponieraum geschont und der Stoffkreislauf geschlossen werden.
Siedlungsabfälle7,0 %6,0 Mio. Tonnen52.5 %
Siedlungsabfälle stammen aus Haushalten, aus dem Gewerbe und dem Dienstleistungssektor. Gut die Hälfte davon wird heute stofflich verwertet. Der Rest gelangt in die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und wird unter Energiegewinnung verbrannt. Pro Person und Jahr fallen in der Schweiz mehr als 700 Kilogramm Siedlungs- oder ähnliche Abfälle an. Etwa die Hälfte davon stammt aus den Privathaushalten. Von den 5 Kilogramm Hauskehricht, die üblicherweise in einem 35-Liter-Sack Platz finden, bleibt 1 Kilogramm Schlacke als Verbrennungsrückstand übrig, die deponiert werden muss.
Biogene Abfälle6,3 %5,5 Mio. Tonnen24 %
Abfälle aus pflanzlicher, tierischer oder mikrobieller Herkunft werden als «biogen» bezeichnet. Darunter sind Grün- und Lebensmittelabfälle, Abfälle aus der Landwirtschaft oder auch Holzabfälle zu verstehen.
Sonderabfälle2,1 %1,9 Mio. Tonnen20-30 %
Sonderabfälle stellen aufgrund ihrer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften eine Gefahr für die Umwelt dar. Sie unterliegen deshalb speziellen Vorgaben für ihre Sammlung, den Transport, die Verwertung und die Entsorgung. Sonderabfall entsteht sowohl in der Industrie wie auch in den Haushalten. Der Filterstaub aus Kehrichtverbrennungsanlagen zählt ebenso dazu wie Lösungsmittel, Öle, Medikamente, Pflanzenschutzmittel, Dünger, Heimwerkerchemikalien und vieles mehr. Deren umweltgerechte Entsorgung erfordert einen besonderen technischen oder organisatorischen Aufwand.
Klärschlamm0,2 %0,2 Mio. Tonnen0 %
In den Abwasserreinigungsanlagen (ARA) fällt Klärschlamm an. Es handelt sich um abgeschiedene Feststoffe oder um überschüssige Biomasse, welche für den Reinigungsprozess des Abwassers benötigt wird. Die geschätzten 4 Millionen Tonnen Klärschlamm pro Jahr wiegen in getrocknetem Zustand immer noch rund 195’000 Tonnen. Seit 2006 ist ihre Nutzung als Dünger für die Landwirtschaft aus gesundheitlichen Gründen und zum Schutz der Böden nicht mehr erlaubt. Der Klärschlamm wird verbrannt (und seine Verbrennungsrückstände deponiert) oder als Brennstoff in Zementwerken verwendet. Im Zementwerk fällt kein Abfall an.

Quelle: Abfallstatistik 2018, BAFU

Abfallhierarchie

Das Prinzip der Abfallhierarchie ist sowohl in der Schweiz als auch im Ausland ein wichtiges Thema, das in der Gesetzgebung weitgehend berücksichtigt wird. Der Umgang mit Abfällen folgt einer Hierarchie mit absteigender Abfolge. Vermeidung ist grundsätzlich besser als Wiederverwendung. Wiederverwendung ist besser als Recycling (stoffliche Verwertung). Recycling ist besser als Verbrennung (energetische, thermische Verwertung) und Verbrennung ist besser als Deponierung.

Wiederverwendung und Verwertung

Das Verständnis dieser Abfallpyramide hilft, Rohstoffe möglichst lange in einem Kreislauf von Wiederverwendung und Verwertung halten zu können. Aus einem neuen Stuhl wird im Laufe seiner Geschichte möglicherweise ein Artikel aus dem Brockenhaus. Geht der Stuhl irgendwann kaputt und kann nicht repariert werden, könnte das Holz bei einer stofflichen Verwertung für die Produktion von Spanplatten verwendet werden. Nach deren Gebrauch und Wiederverwendung wäre eine Verbrennung in einem Holzkraftwerk möglich (thermische Nutzung/Verwertung). Erst die Verbrennungsrückstände gelangen auf eine Deponie.

Eine stoffliche Verwertung erfolgt im Idealfall ohne Qualitätsverlust. In diesen Fällen spricht man von Recycling. Eine stoffliche Verwertung mit reduzierter Qualität wird als Downcycling bezeichnet.